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Selbstbewusstsein oder Selbstwert? Einfach zu unterscheiden?

Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung – Eine Selbstwert-Störung?

Selbstwert? Selbstbewusstsein? Selbstvertrauen?

Selbstwert, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen wird vielfach gleichgesetzt und völlig synonym verwendet. Menschen mit ÄVPS haben ein wenig Selbstwertgefühl gepaart mit einen überdurchschnittlichen Selbstbewusstsein. Warum diese Kombination problematisch ist, wird klar, wenn wir uns die genaue Bedeutung genauer anschauen:

Selbstvertrauen

Hier geht es darum, wie fest du dir selber vertraust. Wie fest vertraust du in deine Fähigkeiten, in dein Handeln oder in deine Entscheidungen?

Selbstbewusstsein

Selbstbewusstsein oder eben sich seiner Selbst bewusst sein, wissen wer man ist. Wer sich selbst gut kennt, der ist sich seiner Selbst bewusst.

Unter Selbstbewusstsein wird das aktive, durch innere Denkvorgänge herbeigeführte, Erkennen der eigenen Persönlichkeit verstanden. Die Frage: „Wer oder was bin ich?“ kann als Ergebnis dieses Denkvorgangs beantwortet werden. Dazu gehört es, die eigenen Handlungen reflektieren und hinterfragen zu können. Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis ist essentiell, um das eigene Verhalten verändern zu können.

Für einige ist das Bewusstsein gleichbedeutend mit Selbstbewusstsein: Sie verstehen darunter die Kenntnis vom eigenen Verhalten, seinen Ursachen und Auswirkungen. In diesem Sinn fehlt den Pflanzen das Bewusstsein, während es einige Tierarten besitzen und der Mensch es im Überfluss hat. Man kann Bewusstsein auch durch persönliche Erfahrung definieren. So ist man im Schlaf mehr oder minder ohne Bewusstsein und erlangt es erst wieder, wenn man erwacht. In diesem Sinn hat Bewusstsein, auf den Menschen bezogen, die gleiche Bedeutung wie für die meisten Tiere.

Viele Aussagen über die Bedeutung des Bewusstseins konzentrieren sich auf die Frage, ob das menschliche Bewusstsein einen nicht-physischen Charakter hat und die Möglichkeit wissenschaftlichen Verstehens übersteigt. Im psychologischen Zusammenhangt ist Selbstbewusstsein in starkem Zusammenhang mit Erkenntnis. Nur weil man sich selber bewusst ist, nimmt man sich noch lange nicht so wahr, wie man wirklich ist und funktioniert.

Siehe auch  Gedanken sind Meinungen, nicht Tatsachen!

Der Begriff Selbstbewusstsein wird oft mit dem Begriff Selbstwert verwechselt. Menschen, die ein besseres oder grösseres Selbstbewusstsein haben möchten, meinen damit oft, dass sie ein grösseres Selbstwertgefühl haben möchten oder selbstsicherer auftreten möchten.

Selbstwertgefühl

Das Selbstwertgefühl bestimmt, wie wertvoll (nicht mönetär) man sich selbst fühlt. Unter Selbstwertgefühl oder Selbstwert versteht die Psychologie die Bewertung, die man von sich selbst hat.

Unterschieden wird nicht nur, ob der Selbstwert einer Person hoch oder niedrig ist, sondern auch ob er stabil oder instabil, kontingent oder nicht-kontingent, explizit (bewusst kognitiv) oder implizit (unbewusst affektiv erfahrungsbedingt), sicher oder fragil ist.

Es ist also möglich, dass wir zwar glauben, dass wir ein hohes Selbstbewusstsein haben, uns aber ganz und gar nicht so verhalten und so fühlen. Tatsächlich scheint der Leidensdruck in solchen Fällen besonders hoch zu sein oder anders formuliert: Menschen die denken, dass sie ein schlechtes Selbstwertgefühl haben und tatsächlich so fühlen und handeln, leiden viel weniger darunter, als Menschen die im Kopf (kognitiv) einen anderen Selbstwert haben als unbewusst.

Der Selbstwert dient als ein Indikator für die soziale Integration eines Menschen (Soziometer-Theorie).

Der Selbstwert wird stark von Denkprozessen (Grundannahmen, automatische Gedanken, verzerrte Informationsverarbeitung) beeinflusst.

Wie sich Selbstwertgefühl ausdrückt

Menschen mit einem guten Selbstwertgefühl verschmerzen Rückschläge und Niederlagen besser und erholen sich schneller davon. Das innere Bild, das wir von uns haben, bestimmt massgeblich wie wir uns erleben und verhalten. Ein gutes oder schlechtes Selbstwertgefühl hängt massgeblich von unseren inneren Überzeugungen ab.

Diese Überzeugungen nehmen wir jedoch oft nicht bewusst wahr, wobei gerade die Wahrnehmung dieser Muster der entscheidende Schritt ist, der eine Veränderung zum besseren erst möglich macht. Daher ist es sicher lohnenswert zu ergründen, welches die eigenen inneren Überzeugungen sind.

Siehe auch  Alles nur Reflex? Behaviorismus

Zu einem guten Selbstwertgefühl gehören Überzeugungen wie:

  • Es ist gut, dass es mich gibt.
  • Ich mag mich so, wie ich bin.
  • Ich bin attraktiv.
  • Ich kenne meinen Platz im Leben.
  • Ich gehöre dazu.
  • Ich habe etwas beizutragen.
  • Ich weiss, was mich aufblühen lässt, und suche mir das.
  • Ich weiss, was mir nicht guttut, und gehe dem aus dem Weg.
  • Ich gestalte mein Leben so weit wie möglich selbst.
  • Ich weiss, was ich kann, und kenne auch meine Schwächen.
  • Ich akzeptiere mich mitsamt meinen Fehlern und Mängeln.

Wie sich geringes Selbstwertgefühl zeigt

Menschen mit schwachem Selbstwertgefühl denken von sich:

  • Ich bin nicht gut genug.
  • Andere sind attraktiver, klüger, beliebter … als ich.
  • So wie ich bin, kann ich mich nicht lieben.
  • Ich weiss nicht, wo ich eigentlich hingehöre.
  • Ich kann mich nicht durchsetzen.
  • Ich weiss nicht, was ich will.
  • Andere können sich mehr rausnehmen als ich.
  • Andere bestimmen, wo es langgeht. Mir bleibt nur, mich zu fügen.
  • Erst wenn ich schöner, klüger, dünner, interessanter, lustiger … geworden bin, dann bin ich okay.
  • Keiner soll mein wahres Ich mit seinen Unzulänglichkeiten sehen. Ich muss es hinter einer Fassade verstecken.
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Roxy

Den Teil hier müsste man gross und fett machen: „Menschen die denken, dass sie ein schlechtes Selbstwertgefühl haben und tatsächlich so fühlen und handeln, leiden viel weniger darunter, als Menschen die im Kopf (kognitiv) einen anderen Selbstwert haben als unbewusst.“ <- trifft meine Welt voll auf den Punkt. Ich WEISS, dass ich nicht weniger wert bin als andere, aber ich verhalte mich nicht so, weil ich es nicht GLAUBE.

Ernalotte

Ja Roxie das beschreibt auch meine Welt sehr gut !
Dieser ständige Konflikt macht bei mir wohl den größten Leidensdruck und hat zur folge, dass mein Selbstvertrauen extrem fragil geworden ist.
Da ich ständig gegen eigene (kognitive) Überzeugungen handele, mich dann ärgere und von mir enttäuscht bin.

Christkindchen

Das kenne ich.Mein Verstand sagt „Unsinn“,aber mein Gefühl sagt mir, dass ich der schlechteste und überflüssigste Mensch auf Erden bin, der obendrein anderen Menschen noch schadet.Ich will ständig jeden vor Kontakt mit mir bewahren,um ihn oder sie zu verschonen.

Hörnchen

Auch bei mir ist das eines der größten Probleme. Obwohl ich beruflich in einer Leitungsposition war, fühlte und fühle ich mich ’schlechter“ als die Kollegen. Objektiv kann das eigentlich nicht sein. Auch jetzt habe ich eher das Gefühl, dass ich einfach nur mehr Erfahrung habe. Mein Selbstvertrauen ist so geschwächt, dass schon eine Kleinigkeit mich komplett aus der Bahn wirft. Mein Kopf sagt, dass ich genauso gut oder schlecht wie die anderen bin, aber ich sehe die Punkte, in denen etwas nicht zu 100 Prozent klappt als absolute Niederlage, alles was klappt, bemerke ich eigentlich nicht.

Gideon

Interessant! Ich würde sagen, bei mir ist der gedachte und gefühlte Selbstwert etwa gleich schlecht. Frage mich, ob das vielleicht mitverantwortlich ist dafür, dass ich – anders als viele Leidensgenossen – kaum bis gar nicht mit Depressionen zu kämpfen habe.

Hörnchen

Das ist eine wirklich interessante Überlegung, dass sich die Diskrepanz zwischen gedachtem und gefühltem Selbstwert direkt auf die Depression auswirkt. Ich war im vergangenen Jahr lange wegen Depressionen in der Klinik. Wäre ja interessant, ob das auch für andere zutrifft.

Ernalotte

Ich habe spätestens seit der Pubertät immerwieder Depressionen, welche immer intensiver und langanhaltender werden.
Eine gewisse Unzufriedenheit mit mir selbst und Melancholie sind schon immer mein ständiger Begleiter. Depressive Tendenzen gehören wohl einfach auch mit zu meiner „gestörten“ Persönlichkeit.

Christkindchen

Ich war gleich 2x 7 Wochen in der Psychiatrie bzw. psychosomatische Klinik für je 7 Wochen.Langsam überlege ich sogar, meinen Psychiater vor mir zu schützen zu müssen, weil einfach keine Besserung eintritt. Ich glaube, ich werde bald wahnsinnig.

Rahel

Ich habe auch diese Diskrepanz zwischen dem gedachten und dem gefühlten Selbstwert. Und ich kämpfe mit Depressionen.
Ein besseres Selbstwertgefühl kann man sich wohl nicht herbeiargumentieren. Leider. 😕