Auf ein gutes, deutsches (Selbsthilfe-) Buch zur ÄVPS habe ich, und viele andere Betroffene sicher auch, lange gewartet. Nun ist es erschienen und es ist, anders als es der etwas reisserische Titel hat erwarten lassen, überraschend gut.
Ängstlich Vermeidende Persönlichkeitsstörung: Soziale Ängste und Phobien verstehen & systematisch überwinden in nur 42 Tagen – inkl. ÄVPS Selbsttest & 6-Wochen-Selbsthilfe-Programm von Svenja Hold
ÄVPS, die (von Autoren) ignorierte Störung
Als ich angefangen habe, mich mit ÄVPS auseinanderzusetzen, war eines schnell klar: Die Störung ist fast so unsichtbar wie die Menschen, die von ihr betroffen sind. So gab es damals bei Buchhändlern exakt EIN deutsches Buch über ÄVPS überhaupt: Jenes von Rainer Sachse (Klärungsorientierte Psychotherapie der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung). Ein Fachbuch für Therapeuten.
Ein Umstand den ich mir bis heute nicht wirklich erklären kann. Dem mageren Suchresultat für ÄVPS gegenüber standen 519 Treffer bei Amazon für die Suchbegriffe „borderline selbsthilfe“. Und die Erklärung dafür ist nicht etwa, dass es mehr Betroffene einer Borderline Störung gibt als Menschen mit ÄVPS!
ÄVPS Selbsthilfe-Buch oder Geldmacherei?
Da der deutsche Büchermarkt nichts hergab, habe ich englische Bücher ins Visier genommen. Auch englische Selbsthilfe-Bücher zur ÄVPS sind rar und leider sind einige davon auch noch richtig schlecht. Daher habe ich nicht mit viel Gutem gerechnet, als ich im Frühjahr, bei meinen regelmässigen Recherchen auf Svenja Holds Buch gestossen bin.
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Der Titel klang in meinen Ohren ziemlich niveaulos und reisserisch. Typisch, dachte ich, da will wieder mal jemand Geld auf dem Buckel meiner gestörten Persönlichkeit verdienen. Gerechnet habe ich mit lieblos zusammen gewuschelten Informationen, die wir alle schon von Wikipedia kennen, gespickt mit halblauen Selbstheil-Programmen und reichlich Plattitüden.
Ich habe mich also recht lustlos ans Lesen gemacht, um das Buch dann an einem Morgen komplett durchzulesen und sehr positiv überrascht festzustellen:
Der Inhalt ist viel besser als die Verpackung
Erstaunlicherweise war die Lektüre ab der ersten Seite eine rundum positive Überraschung.
Im ersten Teil des Buches finden sich grundlegende Informationen zur Funktion von Angst, die Bedeutung der Diagnose Persönlichkeitsstörung allgemein und natürlich der ÄVPS insbesondere. Im Buch findet sich aber nicht nur eine Aufzählung der Liste, die wir alle aus dem ICD kennen, sondern immer auch leicht verständliche und gut gewählte Beispiele.
Überhaupt hat die Autorin ausgezeichnete Arbeit geleistet und es geschafft, alle wesentlichen Informationen kurz und bündig im Buch unterzubringen. Diese gekonnte Informationsreduktion auf das absolut wichtige ist sicher Svenja Holds Fähigkeiten als Autorin zu verdanken. Gleichzeitig spürt man aber an vielen Stellen des Buches, dass die Autorin sich wirklich mit Betroffenen beschäftigt hat und sie versteht.
Wer sich, wie ich, bereits mit ÄVPS beschäftigt und sich eingehend informiert hat, wird natürlich auch in diesem neuen Buch nicht vieles erfahren, was nicht bereits vorher bekannt war. Lesen lohnt sich aber trotzdem, weil die Beispiele und Erklärungen im Buch sehr gut gewählt sind und sogar alten Hasen wie mir neue Einsichten und Erkenntnisse aufgezeigt haben.
Im Buch empfohlene Therapieverfahren
Neben der Kognitiven Verhaltenstherapie gibt es weitere Kapitel über alternative Therapieverfahren, der Arbeit mit dem inneren Kind, Yoga (Atem ist Leben!) und medikamentöser Therapie.
Ich habe viele Therapiestunden hinter mir und wenn man mich heute fragt, was mir am meisten gebracht hat, gehört die Arbeit mit dem inneren Kind und das bewusste Atmen (im Buch im Kapitel Yoga) definitiv zum ersten was mir einfällt.
Vermisst habe ich die Schematherapie. Das mag daran liegen, dass es sich dabei um eine erweiterte Form der kognitiven Verhaltenstherapie handelt. Trotzdem zeigt sich in den letzten Jahren immer deutlicher der Erfolg explizit dieser Therapiemethode bei Persönlichkeitsstörungen und Angststörungen.
Das Selbsthilfe-Programm – Schund oder echte Selbsthilfe?
Selbsthilfe bei ÄVPS? Geht das überhaupt? Ja, das geht sogar sehr gut und die Übungen im Buch eignen sich sehr gut für alle, die es versuchen wollen. Die Betonung liegt bei wollen.

Die Übungen im 6-Wochen-Programm sind einfach zu verstehen und anzuwenden (man muss nur Lust draufhaben!). Wer das ganze locker und mit einer grossen Portion Neugier in Angriff nimmt, wird bei den 12 Übungen viele Erkenntnisse gewinnen. Es geht bei den Übungen überhaupt gar nicht darum, dass die ÄVPS „geheilt wird“ und die Autorin macht auch keine Versprechungen in dieser Art. Vielmehr geht es darum, sich selbst besser zu erkennen und zu verstehen. Nur so können wir negative Glaubensätze, die wir haben identifizieren und anfangen, sie zu hinterfragen.
5 von 5 Sternen für das ÄVPS Selbsthilfe Buch von Svenja Hold
Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen. Ich selbst besitze bis anhin nur die E-Book-Version des Buches, werde mir aber sicher noch eine Printausgabe für mein Bücherregal bestellen.
Das Buch kaufen
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Wer seine Bücher lieber nicht beim Giganten amazon kauft, findet das Buch auch bei epubli, allerdings nur als Hardcover:
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Danke für den Tipp! Ich habe auch schon nach vergebens nach ÄVPS Büchern gesucht und finde es klasse, dass es nun immerhin etwas gibt. Ich habe das Buch übrigens gestern bestellt und freue mich aufs Lesen.