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Dependente Persönlichkeitsstörung DPS

Personen mit die eine Dependente Persönlichkeitsstörung haben, verlassen sich bei kleineren oder grösseren Lebensentscheidungen passiv auf andere Menschen.

Die Störung ist ferner durch grosse Trennungsangst, Gefühle von Hilflosigkeit und Inkompetenz, durch eine Neigung, sich den Wünschen älterer und anderer unterzuordnen sowie durch ein Versagen gegenüber den Anforderungen des täglichen Lebens gekennzeichnet.

Die Kraftlosigkeit kann sich im intellektuellen emotionalen Bereich zeigen; bei Schwierigkeiten besteht die Tendenz, die Verantwortung anderen zuzuschieben.

Die Dependente Persönlichkeitsstörung ist eine Nähe-Störung: Betroffene suchen in hohem Masse nach Nähe und nach Beziehungen; sie tun sehr viel dafür, Beziehungen zu haben und aufrechtzuerhalten.

Charakteristika und Symptome

  • Die Charakteristika einer dependenten Störung sind stark kulturabhängig. Die im DSM/ICD aufgeführten Merkmale passen auf Betroffene von westlichen Industriegesellschaften, insbesondere auf unsere Geschlechtsstereotypen.
  • Dependente haben nicht nur eine Überzeugung von eigener Hilfslosigkeit, sondern durchaus auch die Annahme, von anderen Unterstützung erhalten zu müssen.
  • Dependente zeigen tatsächlich hilfesuchendes Verhalten in verstärktem Ausmass.
  • Dependente gehen davon aus, es sei besser, sich den Bedürfnissen und Wünschen derer anzuschliessen, die ihnen Unterstützung geben.
  • Passivität ist für Dependente eine Strategie, um hilflos zu erscheinen und somit Hilfe zu erhalten.
  • Ihr Verhalten richten Dependente darauf aus, Beziehungen zu erhalten und beschützt zu werden.
  • Dependente versuchen den Erwartungen ihrer Mitmenschen in hohem Masse zu entsprechen.
  • Dependente erzeugen von allen Persönlichkeitsstörungen (PS) am häufigsten (ausgenommen Borderline-PS) negative Reaktionen und Unzufriedenheit bei ihren (Ehe-) Partnern.
  • Dependente haben das unbestimmte Gefühl, zu wenig Zuwendung von ihren Partnern zu erhalten (unabhängig vom tatsächlichen Ausmass an Zuwendung).
  • DPS-Betroffene werden häufiger Opfer ehelicher Gewalt als Personen ohne PS oder Personen mit anderen PS (ausgenommen Borderline-PS).
  • Das Ausmass in dem die Emotion „Scham“ erlebt wird, ist bei Dependenten höher als bei allen anderen PS (ausgenommen ÄVPS).
  • DPS-Betroffene erleben mehr Schuldgefühle als Personen ohne oder mit einer anderen PS.
  • Dependente zeigen eine erhöhte Ausprägung von Gefühlsblindheit. Sie haben Probleme damit Gefühle anderer richtig einzuschätzen und emotional darauf zu reagieren.
  • Die Familien von DPS-Betroffenen weisen eine geringeren emotionalen Ausdruck und höhere Kontrolle auf als Familien anderer Störungsgruppen.
  • Dependente erkranken mit höherer Wahrscheinlichkeit an einer Depression, einer Essstörung oder einer Somatisierungsstörung.
  • Die Dependente Persönlichkeitsstörung geht oft einher mit sozialer Ängstlichkeit, Agoraphobie, Panikstörungen und auch Zwangsstörungen (Komorbidität).
  • Dependente haben eine verstärkte Neigung zum Alkoholismus.
  • Die Suggestibilität von DPS-Betroffenen ist stark erhöht, sie lassen sich durch andere leicht beeinflussen.
  • Das Ausmass an Bewertungsangst ist bei Dependenten ähnlich ausgeprägt, wie bei der Ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung.
  • Dependente Störungen treten besonders häufig bei Personen aus der Unterschicht auf.
  • Dependente Kinder sind in der Schule häufig unbeliebter als nicht-dependente Kinder.
  • DPS-Betroffene wenden stark passive, submissive Strategien an um ihre Interaktionsziele zu erreichen. Manche Dependente können aber auch aktive, durchsetzungsfähige Handlungen ausführen, wenn das zielführend erscheint.
  • Dependente nehmen schneller Psychotherapie in Anspruch als andere Personen und halten sich in Therapien strenger an therapeutische Regeln als andere Klienten.
  • Dependente haben die Tendenz, ihre Therapeuten als kontrollierend zu erleben.
  • Dependente brauchen mehr „Notfall-Sitzungen“ als andere Klienten.
  • Mit der Beendigung von Psychotherapie haben Dependente mehr Schwierigkeiten, als andere Klienten.
  • Dependente zeigen von allen PS das stärkste Bedürfnis nach Geborgenheit und das geringste nach Autonomie.
Siehe auch  Umgang mit krankhafter Wut

Symptome gemäss ICD-10

Mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen müssen vorliegen:

  1. Ermunterung oder Erlaubnis an andere, die meisten wichtigen Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen.
  2. Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderer Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht, und unverhältnismässige Nachgiebigkeit gegenüber deren Wünschen.
  3. Mangelnde Bereitschaft zur Äusserung selbst angemessener Ansprüche gegenüber Personen, von denen man abhängt.
  4. Unbehagliches Gefühl, wenn die Betroffenen alleine sind, aus übertriebener Angst, nicht für sich alleine sorgen zu können.
  5. Häufiges Beschäftigtsein mit der Furcht, verlassen zu werden und auf sich selbst angewiesen zu sein.
  6. Eingeschränkte Fähigkeit, Alltagsentscheidungen zu treffen, ohne zahlreiche Ratschläge und Bestätigungen von anderen.

Symptome gemäss DSM-5

Die dependente Persönlichkeitsstörung  ist eine Persönlichkeitsstörung mit folgenden Merkmalen:

  1. Überlassung der Verantwortung für wichtige Bereiche des eigenen Lebens an andere.
  2. Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderer Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht, und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber den Wünschen anderer.
  3. Mangelnde Bereitschaft zur Äusserung angemessener Ansprüche gegenüber Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht.
  4. Selbstwahrnehmung als hilflos, inkompetent und schwach.
  5. Häufige Ängste vor dem Verlassenwerden und ständiges Bedürfnis, sich des Gegenteils zu versichern.
  6. Beim Alleinsein sehr unbehagliche Gefühle.
  7. Erleben von innerer Zerstörtheit und Hilflosigkeit bei der Beendigung einer engen Beziehung.
  8. Bei Missgeschick neigen diese Personen dazu, die Verantwortung anderen zuzuschieben.

Die sechs Polaritäten nach Millon

Theodore Millon war ein US-amerikanischer Psychologe, der unter anderem am DSM mitgearbeitet hat. Er hat ausserdem ein Persönlichkeitsmodell ähnlich dem MBTI entwickelt.


Dependente / Abhängige Persönlichkeit nach Millon

Vergnügen maximieren (mittel)Schmerz vermeiden (mittel)
Aktive Veränderung (schwach)Passive Anpassung (stark)
Selbst behaupten (schwach)Andere unterstützen (stark)

Dependente / abhängige Persönlichkeit die Ausprägung der Polaritäten nach Millon

Siehe auch  Fantasie: Flucht oder Sucht?

Schweregradspektrum

Das abhängige Spektrum reicht von kooperativ (normal) über anhänglich (abnormal) bis abhängig (pathologisch).

Passive Anpassung mit Fürsorge für Andere

Die abhängige Persönlichkeit ist passiv, ergreift nur wenig Initiative und hat Todesangst vor Konflikten. Sie unterwirft dominanten Individuen und ist glücklich damit. Dependente geben ihre eigenen Wünsche auf, um die anderer zu befriedigen. Andere halten Dependente für Schwächlinge, die „zu nett“ sind. Wenn die abhängige Persönlichkeit männlich ist, ist er der Inbegriff eines „netten Kerls“, der das Mädchen aber trotzdem nicht bekommt. Wenn sie weiblich ist, ist sie die prototypisch missbrauchte Freundin, die zu „gut für ihren Freund“ ist, aber auch „zu schwach, um ihn zu verlassen“.

Sensibilität für Lob und Kritik

Die abhängige Persönlichkeit reagiert sehr empfindlich auf Lob und Tadel und kann Angst verspüren, wenn andere ihre Akzeptanz, Wertschätzung und Zustimmung nicht offenkundig genug zum Ausdruck bringen.

Heruntergespielter Erfolg

Dependente sind bescheiden und wirken unschuldig, naiv und sogar etwas hilflos. Diese Eigenschaften machen sie bei anderen Menschen beliebt und beschützenswert. Der Schein kann jedoch trügen, und nicht selten ist der Dependente viel kompetenter und einfallsreicher, als er wirkt. Sogar Dependente die beruflich äusserst erfolgreich sind, spielen ihren Erfolg gerne herunter, um andere dazu zu bringen, die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Auf Komplimente reagieren Dependente mit Unwohlsein und vorgetäuschter Naivität.

Unterwerfung / Introjektion:

Die meisten Menschen vertreten ihre eigenen Meinungen ganz selbstverständlich, bei Dependenten ist dies jedoch nicht der Fall. Die abhängige Persönlichkeit übernimmt Meinungen von dominanteren Personen in seinem Leben. In romantischen Beziehungen verlieren Dependente ihre Individualität und richten sich an den Meinungen und Erwartungen ihres Partners aus. Um Konflikte zu vermeiden, verinnerlichen Dependente die Überzeugungen ihres Partners so sehr, dass sie schliesslich glauben, dass dies ihre eigene Meinung ist. Aussenstehende empfinden Dependente oft als Erweiterung ihres Partners.

Siehe auch  Berühmtheiten mit Histrionischer Persönlichkeitsstörung

Eine Reihe missbräuchlicher Beziehungen

Abhängige Persönlichkeiten sind Hauptkandidaten für missbräuchliche Beziehungen mit antisozialen, narzisstischen oder sadistischen Partnern. Aber selbst in nicht missbräuchlichen Beziehungen provozieren Dependente mit ihrer Unterwürfigkeit latente, abfällige oder verachtende Tendenzen in der Psyche ihres Partners. Aus diesem Grund ist es oft leicht, mit dem Dependenten zu sympathisieren und die Schuld auf die Schultern des missbräuchlichen Partners zu legen. Man kommt jedoch nicht darum herum, über den Beitrag des Dependenten zum Stand der Dinge nachzudenken.

Externe Beiträge

Wikipedia: Abhängige Persönlichkeitsstörung

therapie.de: Abhängige Persönlichkeitsstörung
Persönlichkeitsmerkmale als störende Belastung

wissenschaft.de: Wie eine dependente Persönlichkeitsstörung entsteht
Im Gegensatz zu anderen Störungen der Persönlichkeit wie dem Borderline-Syndrom sind die Ursachen einer dependenten Persönlichkeitsstörung noch wenig erforscht. Es gibt zwei Theorien über die Entstehung des krankhaft anhänglichen Verhaltens.

Alternative Bezeichnung der Dependenten Persönlichkeitsstörung

Verwendete Abkürzung: DPS
Alternative Bezeichnung: Abhängige oder Asthenische Persönlichkeitsstörung
Englische BezeichnungDependent Personality Disorder

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