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ÄVPS: Fakten, Fakten, Fakten

Die Phänomene Schüchternheit und die Angst vor anderen Menschen sind vermutlich so alt wie die Menschheit. Letztlich wird ja bereits in der Bibel von entsprechenden Erscheinungsformen berichtet, etwa wenn Adam und Eva nach dem Biss in den Apfel vom Baum der Erkenntnis mit einem Mal schockiert feststellen, dass sie – oh mein Gott! – komplett nackt sind. Also nichts wie her mit dem Feigenblatt, um die taktischen Stellen zu bedecken. Könnte ja jemand vorbeikommen und sie so sehen … .

Nach dem sogenannten Sündenfall geht es mit dem ersten Mord der Weltgeschichte weiter: Kain und Abel. Eine klassische Attacke aus Eifersucht (ist übrigens auch heute noch einer der häufigsten Gründe für Gewalttaten) und dann tut Kain etwas Typisches: Er geht weg aus dem Paradies und flieht vor dem Angesicht Gottes. Scham, jemanden nicht ansehen können, weglaufen, sich verstecken … Schon hier tauchen einige der klassischen Symptome von Scham, Scheu und Ängsten auf.

So, genug mit den religiösen Belegen – jetzt kommen wir zu handfesten Tatsachen. Denn was ich Dir damit eigentlich vor allem verdeutlichen möchte, ist, dass es sich bei Deinem Problem um eine Sache handelt, die zutiefst menschlich ist und die Menschen auch schon lange beschäftigt. Allerdings haben wir heutzutage eine ganze Menge mehr gesicherte Erkenntnisse über die stark ausgeprägte Selbstunsicherheit. Das wiederum ist ein riesengroßer Vorteil!

Wissen ist Macht

Francis Bacon

Du kennst sicher die alte Redewendung „Wissen ist Macht“? Es handelt sich eigentlich um ein Zitat des englischen Philosophen Francis Bacon (1561–1626), das dieser an anderer Stelle noch weiter ausführt. Ihm ist es wichtig, zu betonen, dass Wissen deshalb Macht ist, weil man Dinge nur dann wirklich versteht, wenn man die Ursache kennt. Ansonsten kann es nämlich vorkommen, dass die Dinge falsch interpretiert werden. Etwas, was auch Dir sicherlich schon öfter mal in Deinem Alltag untergekommen ist.

Siehe auch  8 Verhaltensweisen bei Persönlichkeitsstörungen

Wer sich also ausschliesslich mit den Symptomen einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung befasst, kann diese möglicherweise missverstehen – weil er die Ursache der aufgetretenen Störung nicht versteht. Das wiederum macht eine erfolgreiche Behandlung extrem schwierig (weshalb übrigens auch so manche Psychotherapie scheitert, denn etliche Patienten haben enorme Probleme, wirklich aufrichtig ihrem Therapeuten gegenüber zu sein).

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Aus diesem Grund habe ich für Dich wichtige und interessante Fakten zum Thema extreme Schüchternheit und Persönlichkeitsstörungen (bitte keine Angst vor dem Fachbegriff!) zusammengestellt:

Interessante Fakten zum Thema extreme Schüchternheit und Persönlichkeitsstörungen

  • Schüchternheit ist ein Phänomen, das auch schon bei Babys beobachtet werden kann. Die sogenannte 8-Monats-Angst, umgangssprachlich eher als Fremdeln bekannt, ist letztlich nichts anderes. Die Fremdel-Phase taucht zwischen dem 4. und 8. Lebensmonat auf. Gestern strahlte das Kind noch jeden an, tags drauf fängt es beim Blick fremder Menschen an zu weinen. Auch hier ganz typische körperliche Signale für Schüchternheit/ soziale Phobie: Das Kind wendet sich ab, verbirgt sein Gesicht in den Händen, will auf den Arm der Eltern. Es hat ganz offensichtlich Angst vor der anderen Person. Beim Fremdeln handelt es sich um einen wichtigen Entwicklungsschritt, denn das Kind lernt nun zwischen vertraut und fremd zu unterscheiden. Dabei geht es ebenfalls um das Erlernen von Distanz. Das Fremdeln verschwindet meist mit zwei bis drei Jahren wieder.
  • Fremdeln weist auch darauf hin, dass zwischen dem Kind und seinen Eltern eine belastbare, gute Bindung besteht. Das immens wichtige Urvertrauen ist vorhanden, denn die Mutter oder der Vater wird als BeschützerIn und UnterstützerIn wahrgenommen. Fehlt dieses, so treten später im Leben häufiger psychische Probleme auf.
  • Bemerkenswerterweise lässt sich sogar schon bei Kleinkindern das Vermeiden von sozialen Situationen nachweisen. Dies kann bereits im Alter von zwei Jahren beginnen.
  • Henne oder Ei? Mit dem Zusammenhang zwischen sozialen Phobien sowie Bildungsniveau und Einkommen haben sich die Forscher ebenfalls beschäftigt. (Wenn vom Bildungsniveau die Rede ist, dann ist damit nicht die Intelligenz gemeint.) Eine Zeit lang deutete die Statistik an, dass weniger gebildete Personen, die zugleich weniger verdienen, eher an einer sozialen Phobie erkranken. Die Wahrheit ist faszinierend: Tatsächlich ist das Ganze viel komplexer. Menschen mit einer sozialen Phobie sind nicht weniger intelligent als andere, sie haben nur deshalb ein niedrigeres Bildungsniveau, weil sie sich durch ihre konsequenten Vermeidungsstrategien entsprechenden Situationen gar nicht mehr aussetzen. Das ist der Grund dafür, weshalb sie deutlich weniger gut bezahlte Jobs haben. Sie wählen tendenziell eher Berufe, die mit ihren Beeinträchtigungen besser vereinbar sind. Insofern stimmt das Bild vom tendenziell menschenscheuen Archivar durchaus.
  • Den meisten Leuten stehen bereits beim Wort Persönlichkeitsstörungen die Haare zu Berge. Der Begriff hat ein „Geschmäckle“. Allerdings sind diese Berührungsängste unbegründet. Mit Persönlichkeitsstörungen werden Denkmuster bezeichnet bzw. Formen der Wahrnehmung, der Reaktion oder Bezugnahme, die dergestalt sind, dass ein Mensch unter ihnen leidet und/ oder Schwierigkeiten hat, seinen Alltag zu bewältigen. Nach der Definition müssen die Muster tiefgreifend sein und über einen langen Zeitraum anhalten. In der Regel offenbaren sie sich vor allem im zwischenmenschlichen Bereich.
  • Unter Persönlichkeitsstörungen leiden rund 10 Prozent der deutschen Bevölkerung, Männer und Frauen im gleichen Ausmaß.
  • Persönlichkeitsstörungen treten häufiger auf als diverse „Krankheitsklassiker“, etwa Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen aber auch Depressionen oder Ängste.
  • Die Diagnose Persönlichkeitsstörung ist kein „ewiges Verdammnisurteil“! Tatsächlich ist zu beobachten, dass sich die jeweiligen Wesenszüge und Verhaltensformen abschwächen, wenn die betroffene Person älter wird. Teilweise haben die Betroffenen dadurch den Eindruck, dass die Probleme von selbst weggehen.
  • Die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung tritt eher selten auf. Laut Statistik sind hiervon gerade einmal 2 Prozent der Bevölkerung betroffen.
Siehe auch  ÄVPS: 5 häufige Irrtümer und Missverständnisse

Dies ist ein Auszug aus Leif, Emma. Mehr als nur schüchtern: Das Selbsthilfebuch, um Deine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung in 4 Etappen in den Griff zu bekommen (German Edition).

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